BUND-Jahrbuch Ökologisch Bauen & Renovieren – Autor Peter Streiff
Schimmel im Neubau: Versteckte Bauschäden
Etwa jeder zweite Neubau ist schon während der Bauzeit von Schimmel befallen, schätzen Sachverständige. Insbesondere bei versteckten Feuchtefolgeschäden drohen komplizierte Rechtsstreitigkeiten. Aktuelle obergerichtliche Urteile fielen zugunsten der Bauherren aus, die den Schaden vollumfänglich beseitigt und die Kosten erstattet bekamen.
Schimmel galt lange vorwiegend als Altbauproblem. Doch das habe sich inzwischen geändert, sagt der Verband Privater Bauherren (VPB): Nicht nur in maroden Altbauten und muffigen Wohnungen gedeihe der Schimmel, sondern zunehmend auch in Neubauten. Etwa jeder zweite Neubau, so schätzt der VPB aus langjähriger Erfahrung seiner Bauingenieure und Architekten, werde schon während der Bauzeit von Schimmel befallen und dürfte eigentlich gar nicht bezogen werden.
Unzugängliche Hohlräume
Auf ähnliche Zahlen kommt auch Dr. Gerhard Führer, Biologe, Sachverständiger und Leiter des Peridomus-Instituts: Sowohl eine Masterarbeit zur Risikoanalyse von Schimmel in Neubauten an der Donau-Universität im österreichischen Krems als auch seine eigenen, umfangreichen Erfahrungen bestätigen, dass „in jedem zweiten Neubau in Deutschland Schimmelschäden in Hohlräumen zu erwarten“ seien. Dies betreffe vor allem nicht einsehbare Hohlräume von Ständerwänden und Vorwandinstallationen sowie Dämmebenen von Fußboden- und Dachaufbauten.
Problematisch sei laut Führer jedoch, dass die Folgen verdeckter und zunächst nicht sichtbarer Feuchteschäden übersehen werden. Viele Bauschaffende und Gutachter seien wohl noch immer der Meinung: „Was ich nicht sehe, ist nicht.“ Und die „gerne eingesetzten Raumluftuntersuchungen auf Schimmelsporen“ seien häufig nicht ausreichend, da mit dieser Methode ein vorliegender verdeckter Schimmelschaden mehrheitlich nicht nachweisbar sei. Erst mit einer fachgerechten Überprüfung, möglicherweise mit Bauteilöffnungen, könnten Feuchte- und Schimmelschäden erkannt, räumlich eingegrenzt oder ausgeschlossen werden.
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Erschienen ist der Artikel im aktuellen “BUND-Jahrbuch Ökologisch Bauen & Renovieren”.