Schimmel im Neubau vermeiden

Schimmel vermeiden: Diese Kriterien gilt es bei einem Neubau zu beachten

Vor dem Hintergrund anzunehmender hoher Schadenswahrscheinlichkeiten, die durch zahlreiche Gutachten und Fallstudien belegt werden, wurde im Rahmen einer Masterthesis an der Donau-Universität Krems (Österreich) im Jahr 2014 eine umfassende Studie erarbeitet, die sich mit einer zentralen Fragestellung aus dem Bereich der Bauphysik beschäftigte: Was sind die häufigsten Feuchteursachen als wesentliche Grundlage für die nachgewiesenen verdeckten Schimmelschäden in Neubauten? Als Ergebnis dieser systematischen Risikoanalyse, die auf der Auswertung von 60 Gutachten basierte, wurden drei primäre Hauptauslöser beziehungsweise begünstigende Faktoren für Schimmelpilzwachstum identifiziert:

1. Der häufig nachlässige bis fahrlässige Umgang der Bauschaffenden mit Wasser, insbesondere durch unsachgemäße Lagerung von Baumaterialien und unkontrollierte Wassereinträge während der Bauphase.

2. Witterungseinflüsse wie Niederschläge, Schnee und niedrige Temperaturen im Winterhalbjahr, die zu Kondensationsfeuchte führen, insbesondere bei noch nicht wärmegedämmten Außenwänden sowie generell bei Winterbauvorhaben.

3. Die kontinuierliche Wasserfreisetzung über mehrere Monate hinweg durch Trocknungsprozesse von Putzen, Estrichen, Mörtel und Beton, die oftmals unterschätzt wird.

Auch das Umweltbundesamt, Deutschlands zentrale Umweltbehörde, hat in seinem Schimmelleitfaden aus dem Jahr 2016 ausdrücklich auf das Phänomen der Neubaufeuchte und deren gravierende Folgen hingewiesen und konkrete Handlungsempfehlungen formuliert. Einerseits geht es um die Vermeidung von Schimmelpilzbefall durch Baufeuchte als zentrale Herausforderung im modernen Bauwesen: In einem konventionell errichteten, massiven Einfamilienhaus mit üblicher Bauweise aus gemauerten Wänden, Zementputz, Kellerwänden und betonierten Geschossdecken werden während der Bauphase in etwa 10.000 Liter Wasser benötigt beziehungsweise in das Gebäude „eingebaut“ – eine Menge, die etwa dem Inhalt eines kleinen Schwimmbeckens entspricht. Andererseits zeigt die Baupraxis sowohl bei Großprojekten als auch im Einfamilienhausbau immer wieder, dass Baumaterialien wie Holz, Gipskartonplatten oder Dämmstoffe von den Bauschaffenden sorglos im Freien und damit ungeschützt gelagert und oftmals in feuchtem Zustand ebenso sorglos ohne ausreichende Trocknungszeit eingebaut werden, was die Schimmelbildung massiv begünstigt.

Tatsächlich sind schimmelpilzauslösende Feuchtefaktoren in unterschiedlicher Ausprägung allein oder in Kombination auf jeder Baustelle anzutreffen, was ein grundsätzliches Problem der Baupraxis darstellt. Um diese Risikofaktoren wirksam auszuschalten, sind verschiedene technische und organisatorische Maßnahmen nötig, die bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden müssen.

Beim 7. Würzburger Schimmelpilz-Forum waren Schimmelschäden und Methoden der Prävention das zentrale Thema der wissenschaftlichen Diskussionen. Unter anderem wurden zehn wissenschaftlich fundierte Kriterien für die Schimmelprophylaxe in Planung und Ausführung vorgestellt und anhand von Praxisbeispielen erläutert.

Was in der Bauforschung seit Jahren diskutiert wird, benötigt erfahrungsgemäß eine gewisse Zeit, bis es in der Baupraxis flächendeckend ankommt und idealerweise auch umgesetzt wird. Das derzeitige Fazit der wissenschaftlichen Untersuchungen und praktischen Erfahrungen ist ernüchternd: Bis heute kümmert sich in den meisten Bauprojekten kaum jemand verantwortlich und durchgängig um das Thema „Feuchtigkeit“ beim Neubau als zentrale Qualitätsanforderung und greift gegebenenfalls korrigierend in Planungs- und Bauabläufe ein. Und das, obwohl die technischen Möglichkeiten vorhanden wären, weshalb in vielen (oder gar den meisten) Neubauten verdeckte, nicht sichtbare Feuchte-/Schimmelschäden mit entsprechenden gesundheitlichen und bauphysikalischen Folgen zu erwarten sind – ein unterschätztes Problem mit weitreichenden Konsequenzen.

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